Ein Kommentar
Seitdem das iPhone die traditionelle Kamera umgebracht hat, kämpfen wir mit dem begrenzten Speicherplatz unserer Handys. Viele Leute dachten, sie hätten dieses Problem gelöst, indem sie ein paar Fotos auf Instagram posten, dann in der Galerie löschen und damit Speicherplatz sparen. Siehe „Photo-Dumps“, zu Deutsch „Bilder Müllkippe“, eine Art Beitrag, bei dem verschiedene, zusammenhangslose Fotos gleichzeitig gepostet werden. Manche Benutzer:innen entscheiden sich sogar, ein zweites Profil anzuschaffen, damit sie massenweise Fotos auf einmal posten können, bekannt unter dem Begriff „Spam-Account“. Im Endeffekt nutzen sie ihr Instagram, als Archiv und es ist offensichtlich, dass Instagram dieses Verhalten fördern will, da sie mehrere Funktionen haben, um Bilder auf ihrer Plattform zu sichern.
Jetzt zum Mitschreiben: „Storys“ sind Fotos und Videos, die nur für 24 Stunden öffentlich bleiben und daraufhin auf einem privaten Tab abgespeichert werden. Auch Beiträge, Fotos und Videos, die dauerhaft in dem Profil der Nutzer:in präsentiert werden, können in ein Archiv verschoben werden. Rückblickend ist der Hunde-Filter auf deinen alten Abschlussfotos zwar unästhetisch, aber es wäre schade, diese Bilder endgültig zu löschen. Demnach erlaubt dir die Plattform, den Beitrag zu archivieren. Eine sehr nützliche Funktion, solange sie funktioniert.
Jedoch haben Benutzer:innen einige Probleme mit ihrem Instagram-Archiv gemeldet. Viele Videos, die sie vor 2022 in ihren Stories gepostet und seitdem archiviert haben, sind nicht mehr aufrufbar. Wenn man auf sie klickt, glitched das Video oder zeigt nur ein statisches Bild an. Am 6. Juni im Jahr 2024 hat Rebecca Jane Brown ein Video auf der Plattform TikTok veröffentlicht, in dem sie ihre technischen Schwierigkeiten mit dem Instagram-Archiv beschreibt. Sie warnt davor, Unternehmen wie Meta, dem die App Instagram gehört, mit unseren digitalen Inhalten zu vertrauen. „Ladet euer Zeug herunter!“ wiederholt sie mehrmals in ihrem Beitrag zu dem Thema. In ihrer Kommentarspalte überlegen andere Nutzer:innen, ob diese Probleme womöglich durch Serverbeschädigung verursacht wurden. Ein Zeichen, dass die Entwickler:innen versuchen Kosten zu sparen, indem sie bei älteren Medien weniger Serverpflege durchführen. Eine Anschuldigung, die zwar von keinen Beweisen unterstützt wird, aber solange Instagram seinen unverantwortlichen Umgang mit unseren Medien nicht selbst erklären will, zwingen sie die Nutzer:innen ihrer Plattform dazu zu spekulieren.
Oder nach Alternativen zu suchen. Den Jugendlichen scheint dieses Problem auch seit langem bewusst zu sein und sie greifen immer öfters nach traditionellen Optionen. In den Zweitausendzehnern waren Polaroids sehr beliebt und im vergangenen Jahr sind Einweg- Kameras wieder in Mode gekommen. Daran sieht man, wie stark sich junge Menschen nach physischen Medien sehnen. Obwohl sie Nostalgie und positive Gefühle für die App hegen, die sie von klein auf nutzen, realisieren viele Jugendliche dennoch, dass digitale Medien wegen ihrer Ungreifbarkeit viel zu unzuverlässig sind. Besonders, wenn sie auf einem Server gespeichert sind, der ihnen nicht gehört.
Selbstverständlich hoffe ich, dass die verlorenen Inhalte wiederhergestellt werden (können), aber ob es wirklich geschehen wird, ist fragwürdig. Die Videos wurden wahrscheinlich permanent gelöscht, um Platz zu schaffen für was auch immer Instagram für notwendiger erachtet hatte. Deswegen sollten wir unsere digitalen Erinnerungen nicht Unternehmen anvertrauen. Meta besteht bestimmt aus einzelnen Programmierer:innen, die ein großes Interesse daran haben, ihren Nutzer:innen den besten Dienst zu bieten, den sie liefern können. Aber als Kollektiv, als Teil eines Großkonzerns, ist ihr einziges Ziel, so viel Geld wie möglich zu verdienen. Da gehen Dinge wie deine Abschlussfotos unter.
Autor:in
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Auf JUMA22 will ich unsere Leserinnen informieren, unterhalten und dazu animieren, meine Lieblingsfilme zu schauen.
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