Ein Kommentar
Anfang dieses Jahres hat die App Instagram ein großes Update bekommen. So hat sich nämlich das Profilraster von einem quadratischen Format 1:1 zu einem rechteckigen Design 4:5 verändert (1). Viele User reagierten sehr negativ auf dieses Update (2). Nutzer*innen beschweren sich über das neue Design und wie es ihren Feed, den sie seit mehreren Jahren kuratiert haben, durcheinandergebracht hat.
Tatsächlich war die Reaktion so dermaßen negativ, dass sich Leute fragen, was der Gedankengang von Meta, dem Unternehmen hinter Instagram, überhaupt war. Eine mögliche Antwort wäre, dass sie versuchen ihren Rivalen nachzuahmen. Nämlich lässt sich ein ähnliches 4:5 Profilraster auf der Konkurrenten-Plattform Tiktok finden. Was insoweit interessant ist, da Instagram 2020 die “Reels” Funktion eingefügt hat, die ähnlich wie Tiktok ihren Plattformnutzerinnen die Möglichkeit gibt, kurze Videoinhalte zu teilen. Darüber hinaus verfügen beide über komplexe Algorithmen, erlauben Musik- oder Audiointegration und ermutigen ihre Nutzer*innen durch den Einsatz von Trend-Hashtags, nach Viralität zu streben (3). Böse Zungen würden behaupten, Instagram-Reels sei ein billiger Abklatsch von Tiktok.
Dass Instagram schamlos Ideen und Funktionen von anderen sozialen Plattformen kopiert, ist allerdings nichts Neues. Selbst Instagrams “Story” Feature ist eine Funktion, die von Snapchat erfunden wurde (4). Sie teilen sich nicht nur einen Namen, sondern bieten den Benutzer*innen auch die gleiche Funktion: Fotos oder Videos auf ihren Profilen hochzuladen, die allerdings nur für 24 Stunden öffentlich bleiben und daraufhin in einem privaten Tab abgespeichert werden. Die einzige eigene Idee, die Instagram hatte, war das “Highlight” Feature, das es ermöglicht, die Fotos und Videos dauerhaft auf dem Profil der User*innen sichtbar zu machen. Allerdings sind die Highlights und das Profilraster in dem Profil auf eine Weise getrennt, sodass es das traditionelle Design kaum stört. Die Einführung des “Story” Features war ein voller Erfolg und während die Popularität von Instagram weiterwächst, ist Snapchat in Vergessenheit geraten. Die Schuld für den Niedergang von Snapchat kann zwar nicht vollständig auf Instagram geschoben werden. Es könnte aber das Argument aufgestellt werden, dass es den Nutzer*innen leichter fiel, sich von der App zu trennen, mit dem Wissen, dass sie zu einem gewissen Grad den gleichen Dienst in einer anderen App nutzen können.
Die „Experten“ hinter Instagram dachten wohl, sie könnten auch Tiktok ersetzen – vor allem für ihre amerikanischen Nutzer*innen, da das Verbot der Video-Plattform ein stets politisches Brennpunkt-Thema in den USA ist (5). Als die Diskussion über das Verbot von Tiktok in den Vereinigten Staaten (aufgrund von Bedenken hinsichtlich der Datensicherheit) begann, sah Meta womöglich seine Chance, die Marktlücke, die Tiktok hinterlassen würde und wollte diese füllen. Dies ist aus einer Vielzahl von Gründen interessant. Der wichtigste ist, dass Meta in der Vergangenheit mehrmals beim Stehlen der Daten ihrer Nutzer*innen erwischt wurden (6). Wenn es also tatsächlich um Datensicherheit ginge, würde die Übernahme sehr wahrscheinlich nicht zur Lösung des Problems beitragen. Allerdings würde es das Wachstum von Meta unterstützen. Man könnte meinen, Metas Ziel sei es, ein Monopol auf die meistgenutzte Social-Media-App auf dem Markt zu erlangen, indem Rivalen entweder aufgekauft oder vertrieben werden. Dies führt zu einer geringeren Marktvielfalt und schränkt die Optionen der Kundschaft ein.
Durch die Imitierung von Ideen, dem Klauen von Daten und der möglicherweise angestrebten globalen Marktmonopolisierung, gewinnt die App Instagram weiter an Popularität und dass trotz ihrer schlimmsten Übeltat: der Einführung des neuen und bei Gott hässlichen Profilrasters.
Die Quellen
- Instagram profile grids are going to feature rectangles instead of squares | The Verge
- The New Instagram Update: Features and Reactions | TikTok
- Instagram lead says he’s not happy with Reels yet and might ‘consolidate’ video formats | The Verge
- Instagram CEO on Stories: Snapchat deserves all the credit | TechCrunch
- Timeline of events: TikTok ban in the U.S. | Statista
- Facebook und der Cambridge-Analytica-Skandal: Datenschützer Caspar stellt Verfahren ein | DER SPIEGEL
