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Schlechte Google Bewertungen für die serbische Regierung

Mehrere Hundert Studierende machten sich am 30. Januar 2025 von Belgrad in Serbien auf, um zu Fuß den knapp 80 km langen Weg nach Novi Sad hinter sich zu bringen. Am 1. Februar 2025 kamen sie in Novi Sad an – dem Ort, an dem alles vor drei Monaten begann…

Am 1. November 2024 fand ein tragischer Vorfall in der Stadt Novi Sad in Serbien statt: Eine Überdachung von einem Bahnhof stürzte plötzlich ein, was 15 Menschen, unter ihnen Studentinnen und Studenten, das Leben kostete. Die serbische Bevölkerung? Wütend.

Die Bürgerinnen und Bürger machten Korruption und Nachlässigkeit der Behörden für das Unglück verantwortlich, denn der Bahnhof war frisch renoviert. Der Staat habe den Demonstrierenden zufolge „Blut an den Händen“. Aber dieser Vorfall war nur die Spitze des Eisbergs, denn die Bevölkerung ist bereits seit langer Zeit unzufrieden mit der serbischen Regierung. Sie fordern unter anderem den Beitritt in die Europäische Union und eine politische Reform.

Seit den Wahlen 2017 ist Aleksander Vučić Präsident von Serbien. Die Partei SNS (Srpska napredna stranka, auf Deutsch: Serbische Fortschrittspartei) bildet mit ihm die Regierung. Er verfügt jedoch über einen autoritären Führungsstil und durch die Nähe zu Russland gibt es national sowie international Kritik und Bedenken. 
Aleksander Vučić hat als Präsident von Serbien eigentlich keinen so großen Einfluss, jedoch hat er seine Rolle über die Jahre stark ausgebaut.

Die ganze Unzufriedenheit führt nun zu Protesten und sogar Blockaden im Land. Besonders auffällig ist eine bedeutende Mehrheit: die Studierenden! Denn es sind vor allem die Studierenden, die diese Proteste anleiten und durchsetzen. An mehreren Universitäten kam es auch zu Besetzungen und Protesten von den Studierenden und Professoren und Professorinnen. Sie wollen, dass der Staat mehr Geld in die Bildung der Jugend und in die Jugend allgemein investiert.

Menschenmenge bei Protesten vor dem Gebäude der RTS (Radio Televisia Srbije; auf Deutsch: Radio Fernsehen Serbien, Staatlicher Fernsehsender) in Belgrad am 17.01.2025

Vor wenigen Wochen, am 28. Januar 2025, ist dann auch der Ministerpräsident Miloš Vučević zurückgetreten. Während der Präsident Aleksander Vučić offiziell keinen großen Einfluss auf die Politik hat (auch wenn dies in Realität abweicht), ist Miloš Vučević der eigentliche Regierungschef. Warum er zurückgetreten ist? Es kam zu einem Vorfall, bei dem SNS-Mitglieder eine Gruppe junger Menschen angegriffen haben, wobei eine Studentin ins Krankenhaus musste. Dies war der Ausgangspunkt für Aleksander Vučić seinen Ministerpräsidenten Miloš Vučević zu „opfern“. (Etwas verwirrend mit den Namen, stay with me!)

Eine politische Konsequenz haben die Proteste also bereits hinter sich, aber das Ziel liegt noch vor ihnen.
Die Bürgerinnen und Bürger sind also unzufrieden. Sie wollen einen Staat, in dem sie die Möglichkeit auf ein gutes Leben haben, ohne im Lotto zu gewinnen oder Mitglied einer Partei zu sein. Denn so läuft es aktuell in Serbien ab!
Daher haben viele Studenten ihre Fakultätsindexe (serbisch: indeks za fakultet) bei Protesten an den Partei- Zentralen der SNS hochgehalten. In diesen kleinen Heften werden alle Prüfungen und Leistungen notiert. Man kann es sich wie ein Zeugnis vorstellen, welches man regelmäßig ergänzt. Das Hochhalten der Hefte sollte symbolisieren, dass es ihre Leistungen sind, die ihnen ein gutes Leben geben sollten und nicht eine Mitgliedschaft in einer Partei.

Belgrad 17.01.2025, „Vaše pravo da znate sve. Znate li vi sve?“, auf Deutsch: „Es ist euer Recht, alles zu wissen, wisst ihr denn alles?“

Serbien protestiert natürlich nicht nur seit gestern! Proteste gegen die Regierung gibt es bereits seit Jahren. So groß wie die aktuellen Demonstrationen waren sie aber zuletzt Anfang der 2000er, zur Zeit des Kosovo-Krieges. Damals war Slobodan Milošević in Serbien an der Macht und war eine große politische Führungsfigur. Er wurde damals jedoch schon für Kriegsverbrechen beschuldigt und war sehr unbeliebt unter den Bürgerinnen und Bürgern. Milošević hatte damals eine Wahl verloren und wurde daher gestürzt.

Was die damaligen Proteste mit den heutigen gemeinsam haben? Es waren überwiegend Studierende auf den Straßen. 
Was die Unterschiede von damals zu heute sind? Noch hat Aleksander Vučić keine Wahl verloren.

Belgrad 17.01.2025, „Dokle?“, auf Deutsch „Bis wohin?/Wo ist die Grenze?“

Autor:in

  • Adisa

    Mein Name ist Adisa. Ich wohne in der Kreisstadt Groß-Gerau, in der Nähe der Stadtmitte. Mein Wunsch für die Zukunft ist, dass mich Erwachsene ernst nehmen und Gleichaltrige respektieren. Außerdem warte ich auf den dritten Teil von Mamma Mia! Ich bin JUMA beigetreten, um Teil von etwas Großem zu sein. Ich interessiere mich sehr für Journalismus und habe als Chefredakteurin der Schülerzeitung bereits einige Erfahrungen in diesem Bereich. Ich hoffe, in der Zukunft auch weiter in diesem Bereich zu arbeiten. 🙂

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