„Rebecca“ ist ein Thriller aus dem Jahr 1940, der auf dem gleichnamigen Roman von der Autorin Daphne du Maurier aus dem Jahr 1938 basiert und von dem Regisseur Alfred Hitchcock auf die große Leinwand gebracht wurde. Die Handlung folgt der jungen, namenlosen Protagonistin, die den mysteriösen Witwer Maxim de Winter heiratet. Zunächst fühlt sich ihr neues Leben wie ein Märchen an. Doch als sie in sein altes Schloss einzieht, lebt sie stets im Schatten seiner ersten Ehefrau, der verstorbenen Rebecca, deren Geheimnisse nicht mit ihr vergraben bleiben wollen. Der Film genoss seinerzeit sehr viel Lob, aber besteht dieser Klassiker auch den Test der Zeit?
Die kurze Antwort ist: Ja! Die lange Antwort ist…
„Rebecca“ wurde recht schön verfilmt. Besonders das Meer wurde wunderschön in Szene gesetzt. Darüber hinaus versucht Hitchcock durch geschickte Kameraführung und ein detailliertes Bühnenbild, jede Szene zu einem Gemälde zu machen. Ein Shot, der mir im Film besonders gut gefiel, war, als die Protagonistin zum ersten Mal die Haushälterin, Miss Davis, trifft und aus Versehen ihren Handschuh fallen lässt. Woraufhin sie sich beide bücken, um ihn aufzuheben. Aufgrund der Führung der Kamera sind die Gesichter beider Frauen durch ihre kurzen Haare verdeckt. Dies führt zu einem Shot, in dem beide Frauen gesichtslos sind und die Bewegung der anderen spiegeln. Das ist insofern interessant, da beide Damen, obwohl sie in der Geschichte sehr unterschiedliche Rollen erfüllen, sich manchmal doch ähnlicher sind, als man denken mag. Sie haben beide Parallelen zu der verstorbenen Rebecca, die in der Geschichte nicht körperlich auftaucht und somit eine gesichtslose Figur ist. Diese Interpretation der Geschichte wird durch diesen Shot, in dem die zwei Frauen einander spiegeln, verstärkt.
Darüber hinaus ist das Sounddesign so gut ausgeführt, dass es das Publikum direkt ans Meer teleportiert. Zu Beginn des Filmes, sind die Wellen so unglaublich laut, insbesondere, wenn sie gegen die Klippen treffen. Trotz der Schönheit des Meeres wird man durch den Ton daran erinnert, wie gefährlich es dennoch ist. Für mich hat es zumindest Kindheitserinnerungen geweckt, als ich am Strand von Wellen verschlungen wurde und Mutter Natur selbst versuchte, mich zu ertränken.
Eine weitere Szene, die ich hier positiv erwähnen möchte, ist die, in der die Protagonistin und ihr Ehemann Maxim de Winter zusammen ihre Flitterwochenvideos anschauen. Der Projektor wird hier sehr klug genutzt, um die Atmosphäre im Raum zu reflektieren. Zunächst beleuchtet der Projektor den Raum mit schönen Erinnerungen an ihren Honeymoon. Doch als das Gespräch des Paares eine dunkle Wendung nimmt, tritt Maxim vor den Projektor. Sein Gesicht wird nur in Fragmenten beleuchtet, während die Protagonistin in seinem Schatten verschwindet. So sieht diese romantische Szene von einem Moment auf den anderen unfassbar düster aus.
Doch nicht jede Szene ist bildlich gut gelungen. An manchen Stellen kann man das Alter des Filmes durchaus spüren. Besonders in Szenen, in denen Figuren Auto fahren, kann man schlecht gealterte Special-Effects im Hintergrund sehen. Allerdings lenken diese teilweise furchtbaren Effekte nicht zu sehr von den Szenen ab.
Wenn wir die Handlung kurz außen vor lassen, dann würde ich sagen, dass die größte Stärke des Filmes die Figuren sind. Nicht nur geben alle Schauspieler*innen ihr Bestes, das Skript hatte mit dem Buch auch eine wunderbare Vorlage, in der jede Figur ihre Zeit im Rampenlicht bekommt. Unsere Protagonistin ist während ihrer ganzen Heldenreise sehr liebenswert, während Maxim de Winter nahtlos zwischen der Rolle des liebevollen Ehemannes und der des Mordverdächtigen tauscht.
Aber mein persönlicher Liebling war die Titelfigur, Rebecca de Winter. Miss Davis spricht stets in den höchsten Tönen von der verstorbenen Rebecca. In einer Szene redet sie davon, dass Rebecca durch das Meer in den Tod gerissen wurde und dass kein Normalsterblicher es hätte schaffen können, sie umzubringen. Dies konnte nur durch eine Macht erreicht werden, die so groß war wie sie selbst. Obwohl man Mrs de Winter den ganzen Film lang nicht einmal sieht, spürt man die Macht über die hier gesprochen wird. Rebeccas Abwesenheit sucht nicht nur die Figuren heim, sondern auch das Narrativ der ganzen Geschichte. Gegen Ende des Filmes erhält auch die Rolle von Miss Davis durch diese Szene eine neue Bedeutung. Auch hier spiegeln sich erneut die Figuren von Rebecca und Miss Davis, besonders in Hinsicht darauf, wie ihre Handlungen enden.
Das war für mich auch das einzige Highlight des Endes, da sich die letzten zehn Minuten des Filmes unfassbar lang anfühlten. Der Film ist zweieinhalb Stunden lang, aber persönlich habe ich die lange Laufzeit erst so richtig gegen Ende der Geschichte gespürt. Aber da das Finale alle offengebliebenen Fragen beantwortet, ist es trotz der Länge wenigstens in dieser Hinsicht zufriedenstellend.
„Rebecca“ ist ein wunderschöner Film, den ich mit ganzen Herzen weiterempfehlen würde. Besonders für Jugendliche, die mit alten Filmklassikern anfangen wollen, wäre dieser Streifen ein guter Einstieg. Aber gebt acht! „Rebecca“ vergisst man nicht so schnell.
Vielen Dank fürs Lesen und bis zum nächsten Beitrag!
Autor:in
-
Auf JUMA22 will ich unsere Leserinnen informieren, unterhalten und dazu animieren, meine Lieblingsfilme zu schauen.
Alle Beiträge ansehen