Am 21.06.2015 fand im Groß-Gerauer Jugendzentrum Anne-Frank ein Medienkulturabend statt. Der folgende Text ist eine Zusammenfassung der Präsentation. Die Präsentation wurde vor Ort in einem ähnlichen Rahmen wie ein Krimi-Dinner-Rollenspiel vorgeführt, weshalb viele Stellen mit Humor genommen werden sollten.
Was ist MovieStarPlanet?
MovieStarPlanet, auch MSP genannt, ist ein kostenloses Online-Social-Spiel, das von MovieStarPlanet ApS für Windows, iOS und Android entwickelt wurde. Es wurde 2009 in Dänemark veröffentlicht. Ursprünglich wurde die Webseite erstellt, um Kindern spielerisch die englische Sprache beizubringen, doch mit der Zeit fokussierten sich die Entwickler*innen immer mehr darauf, eine unterhaltsame statt lehrreiche Webseite zu erstellen. Die Funktionen der Webseite erlauben es Kindern, ihren eigenen Avatar zu gestalten, Filme zu drehen und verschiedene Items (wie Tiere, Möbel und Fashion) mit In-Game-Coins zu erwerben. Die Webseite hat auch verschiedene Chatrooms, in denen User*innen sich untereinander austauschen können.
Die Ästhetik der Webseite ist deswegen auch offensichtlich inspiriert von alten Hollywood-Bildern und die Tagline des Spieles ermutigt seine User*innen, ihren Traum vom Star-Sein zu leben.
Wer ist Samantha Extra?
Das ursprüngliche Maskottchen von MSP war der NPC mit dem Namen „Samantha”. (Für diejenigen, die es nicht wissen: NPC ist Englisch und bedeutet „Not Playable Character” beziehungsweise „Nicht spielbare Figur”. Das bedeutet, dass der Account nicht einer Privatperson gehört, sondern dem Entwickler*innenteam, das hinter MSP steht). Samanthas Aufgabe war es, neue Spieler*innen zu begrüßen und ihnen ein Tutorial zu geben, das dann erklärt, wie das Spiel überhaupt funktioniert. Sie war oft das Gesicht für MSP-Events, die weltweiten Erfolg feierten. Genauso wie die Filme, in denen sie mitspielte. Von allen geliebt und begehrt, könnte man sie als die bekannteste Person des MSP-Universums bezeichnen.
Wichtig anzumerken:
Um unsere Hauptrolle in diesem Thriller besser kennenzulernen, wollte ich einige Funfacts über Samantha mit euch teilen. Zum Beispiel konnte Samantha auch Teil der Filme sein, die die User*innen drehten.
Darüber hinaus hatte Samantha ein männliches Äquivalent namens Sam, der im Grunde das Gleiche zu tun hatte wie Samantha nur eben für männliche User. Sam hatte einen typischen Karate-Look. Im Gegensatz dazu hatte Samantha einen sehr alternativen Stil. So alternativ, dass ihr Shirt in ihrem Inventar buchstäblich „Trashy Life“ hieß.
Im Jahr 2015 gab es dann eine Zeit, in der es kurzzeitig so aussah, als wäre ihr Account „gesperrt“ oder gelöscht worden. Samantha kam nie zurück, aber jemand anderes schon.
Wer ist das?
Das ist Pixie Star. Noch im Jahr 2013 war sie nur eine namenlose Figur, die man manchmal im Hintergrund sehen konnte. So eine klassische Statistin eben. Im Jahr 2015 hat sie plötzlich die Star-Rolle von Samantha ersetzt. Tutorials und Events wurden nun von ihr gehalten. Es kamen Fragen auf, die Chaträume füllten sich. Wo ist Samantha? Was will Pixie? Wozu der Wechsel? Was mit der geliebten Samantha passiert war, wusste keiner. Da war nur diese Pixie. Sie war über Nacht zum Star geworden, direkt das neue It-Girl des MSP-Universums. Die MSP-Community hat entsprechend auf Miss Star reagiert. Aber dazu später mehr.
Auch wichtig anzumerken:
Samanthas Kleidung war jetzt in dem Kleiderschrank von Pixie Star, aber mit den Namen, die durch Samantha geprägt wurden. Was Miss Star mit der Kleidung ihrer Vorgängerin wollte, bleibt jedoch unklar. Noch kurioser wird es, wenn man sich alte Filme ansieht, in denen Samantha eine wichtige Rolle gespielt hat. Ihr Name wurde im Nachhinein einfach ersetzt! Mit welchem Namen? Ich glaube euch ist die Antwort bereits bewusst.
Und nicht nur Samantha fehlt in der Community, zusammen mit ihr ist auch Sam verschwunden. Nicht nur verschwunden, sondern genauso skrupellos ersetzt worden.
Die Suche nach Samantha
Das Verschwinden von Samantha war ein großer Verlust für ihre Fanbase (die in dieser Gemeinschaft so ziemlich alle Spielenden umfasst). Wie gesagt, hat die MSP-Community sehr heftig und negativ auf Pixie reagiert. Hier sieht man einige Shirts, die von Spieler*innen designed wurden, um Aufmerksamkeit auf das Verschwinden von Samantha zu lenken. Umsonst. Das Verschwinden Samanthas wird einfach totgeschwiegen. Keine Äußerung Pixies, keine Äußerung des Entwicklungsteams. Nichts. Die Hoffnung aber bleibt. Noch heute finden sich zahlreiche MSP-Spieler*innen, die Samanthas Verschwinden nicht totschweigen. Nicht alle aber. Viele wurden gezwungen ihre MovieStarPlanet-Accounts und den Traum von Ruhm auf Eis zu legen, um dem Alltag gerecht zu werden. Schule, Ausbildung, Beruf – all das sorgte dafür, dass die nächste Generation Spieler*innen Samantha nicht mehr kennenlernen durfte und sie langsam in Vergessenheit geriet.
Was ist also passiert?
Es kursieren die buntesten Theorien im Netz, die versuchen zu erklären, was mit Samantha Extra passiert ist. Wurde sie umgebracht, und wir sind hier einer der wohl größten Hollywood-Verschwörungen auf der Spur? Eine Leiche wurde allerdings nie gefunden, aber die wird man ja auch sehr leicht los, wenn man gute Verbindungen hat. Fragt sich nur, wer sie beseitigen wollte. Motive? Neid? Vielleicht sind Samantha und Pixie auch dieselbe Person, eine Art Rebranding, um nicht langweilig zu werden. Oder Samantha ist einfach jung in Rente gegangen, weil ihr der Star-Lifestyle zu viel geworden ist, und um ihre endgültige Ruhe zu haben, täuscht sie ein grauenhaftes Verbrechen vor. Ob das Verschwinden Samanthas mit dem von Sam zusammenhängt weiß keiner. Verdächtig ist aber schon, dass sie am selben Tag verschwunden sind und zwei neue äquivalente Stars aufgetaucht sind.
Aber wieso Samantha ersetzt wurde, ist eine Frage, auf die wir womöglich nie eine Antwort erhalten werden. Das Team hinter MovieStarPlanet hat sich nie zu dem Frust oder den Anschuldigungen geäußert. Die Geschichte von Samantha Extra verdeutlich nur wieder, dass in Hollywood wirklich jeder ersetzbar ist.
Danke für Ihre Aufmerksamkeit! Und ein großen Dank an meine Juma-Kollegin Muskan, dafür, dass sie die Bilder für diesen Vortrag bearbeitet hat.
