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Interview mit dem Creator von Schreib Mich Ab: „Wir haben viel gemeinsam, aber erfahren das Leben trotzdem ganz anders“

Der Hinweistext

Marik Aaron Roeder (auch unter dem Namen „Mik“ bekannt) ist ein Urgestein der YouTube-Welt, Autor und der Creator von „Schreib Mich Ab“ – ein Podcast von Funk, der die Geschichte von Leviatan verfolgt. Ein Hacker, der die persönlichen Daten von Schüler*innen benutzt, um sie zu doxen, manipulieren oder Schlimmeres zu tun. Im vergangenen Jahr wurde die dritte Staffel veröffentlicht, womit der Podcast mit einem großen Finale zum Ende kam. Für jede Person, für die das interessant klingt, ist die Serie hier kostenlos verfügbar. In dem Interview werden wichtige Punkte der Handlung besprochen. Demnach würde ich es empfehlen, den Podcast erst selbst zu hören, bevor du weiterliest.

Das Interview

D: Wer in „Schreib Mich Ab“ ist deine Lieblingsfigur?

M: Ist ein bisschen schwer zu sagen. Zum einen spreche ich selbst einen Charakter: Kai und er ist eine sehr interessante Figur. Er ist nicht eindeutig die eine Sache, sondern er probiert gut zu sein, aber ist eigentlich der Charakter, der [charakteristisch] am dichtesten an unserem Bösewicht dran ist. Aber zeigt dadurch ganz gut auf, dass wir immer eine Entscheidung haben, wie wir handeln. Sodass nur, weil wir gewisse Tendenzen haben, wie zum Beispiel Kai und Jay es [Tendenzen] haben, manipulativ zu sein, was den beiden auch nachgesagt wird, es trotzdem einen Unterschied macht, ob ich danach handele und Leuten was Böses möchte oder ob ich ihnen was Gutes möchte.

D: Denkst du, dass du, weil du sowohl Kais Synchronsprecher als auch der Texter seiner Geschichte warst, [seine Rolle] in der Geschichte unterschwellig vorgezogen hast?

M: Ich glaube nicht. Ich hoffe jedenfalls nicht. […] Also wir hatten für Nele zum Beispiel in der zweiten Staffel eine wichtigere Rolle gehabt als Kai, weil sie es schafft mit Laura zusammen diese Ebene zu finden und ihr die ganzen Infos beizusteuern, weil wir da so ein bisschen gesehen haben, was ist aus ihr eigentlich geworden danach.

Ich sage immer, wir jumpen rein in die Geschichten und erleben die Charaktere und jumpen wieder raus. Ich habe auch nicht den Anspruch, einen Charakter in seiner kompletten Gänze zu erklären, weil wir das auch nicht bei einem Menschen in der realen Welt tun können. Ich kann jetzt auch nicht zu meinem besten Kumpel gehen und erläutern, wieso er so handelt. Von daher können wir mal nur sehen, wie Figuren agieren und reagieren. Und dadurch, dass Kais Schwester reingekommen ist, glaube ich, hatten wir noch mal mehr Nähe zu ihm und mehr Reaktionspotenzial.

Es hatte aber auch einen produktionellen Sinn gehabt, weil ich ja zum einen die Co-Regie geführt hatte und wir so einen riesigen Cast hatten. Und es einfach organisatorisch leichter ist, wenn ich eine große Rolle einnehme, wenn ich  selbst spreche und eh vor Ort bin die ganze Zeit. Von daher sind da viele Sachen zusammengekommen, warum Kai so eine große Rolle gespielt hat, in der dritten Staffel.

D: War es von Anfang an klar, dass du Kai sprechen wirst?

M: Ich war mir sicher, dass ich Kai sprechen möchte und musste das natürlich mit unserem Regisseur abklären. Der fand [die Idee] aber auch cool. Und es gab mir die Chance, mit Christian Zeiger, der die Regie bei uns gemacht hat, als Regisseur zu arbeiten, weil ich bisher immer in Eigenregie gesprochen habe. Und das mir natürlich nochmal geholfen hat, mich als Sprecher selbst zu verbessern, weil es nochmal ganz anders ist als die Comic- und Animationsrollen, die ich vorher gesprochen hatte. Auch eine andere Stimmlage, eine ganz andere Herangehensweise, ein viel realeres Spiel als in der Zeichentrickserie.

Und selbst, der Name des Charakters [Kai] ist der Name meines Vaters. Ja, da gibt es so eine Verbindung. Aber auch, weil ich den Namen einfach cool finde. […] Also ich habe super viele asiatische Freunde, die nicht ihren echten Namen hier benutzen, sondern einen zweiten Namen, der leicht auszusprechen ist für die chinesische Verwandtschaft – Zum Beispiel, weil keine „r“-Laute drin sind und so. Aber auch trotzdem ein Name, der für Deutsche leicht auszusprechen ist, weil [sich viele hier in Deutschland] bei zum Beispiel vietnamesischen Namen doof stellen. Und darum immer dieser zweite Rufname dazu kam und so hatten wir Kai als Stellvertreternamen für ihn gehabt.

D: [Jamila] und Kai haben ja in der letzten Staffel, verzeih die Wortwahl, aus dem nichts Geschwister bekommen. Gab es Intentionen, da Parallelen zwischen den zwei zu ziehen?

M: Ich mag [Dualität] gerne und ich glaube, darum mag ich Geschwister-Konstellationen gerne. Also, wenn ich was über eine Person erfahren möchte, wie eine Person im selben Umfeld groß geworden ist und dann siehst du im Kontrast anhand eines anderen Charakters, wie der groß geworden ist und trotzdem, wie anders die geworden sind. Also wie man immer zwei Wege hat.

Und gerade auch Kai/Zoe und Jamila/Farouk nebeneinander zu stellen war nochmal spannend, weil es auch ganz andere Schichten sind. Du hast diese übel Reichen, die mit dem Banker-Vater und der Mutter mit dem Influencer-System in London und dann die Kids, einer Einwanderer-Familie, wo trotzdem Jamila sich bemüht nach oben [zu kommen] und den bestmöglichen Abschluss macht, und dann aber ihr Bruder, der sagt so: „Ey, die da oben kümmert das überhaupt nicht. Wieso gibst du dir überhaupt die Mühe?“

Und diesen Gegensatz haben wir auch bei Kai und Zoe nochmal. Zoe, die all diese Möglichkeiten genutzt hat und Kai, der gar kein Interesse daran hat und so sein eigenes Leben führt und sagt, dass der ganze Scheiß superpeinlich ist, wie sein Vater mit Geld um sich wirft. Also da sieht man: „Hey, nur weil die Leute aus derselben Situation kommen, sagt das noch gar nichts darüber aus, welche Entscheidungen sie im Leben treffen“. Auch was uns beeinflusst und wie weit es uns beeinflusst.

D: Nochmal kurz zu Jamilas Bruder, er spricht ja am meisten in Jugendsprache, [und] du bist ja noch relativ jung, allerdings schreibst du hier dennoch für [wesentlich jüngere Figuren]. Wie war es für eine andere Generation zu schreiben?

M: Lustigerweise ist Farouks Sprecher aus dem Main-Cast der Älteste, ich glaube er ist über 40 und spricht Jamilas kleinen Gen-Alpha-Bruder. Es macht mir super viel Spaß, weil man gucken kann, was mit den Generationen so passiert. Also jede Generation steht für sich und man kann auch ein bisschen mit Klischees spielen. So, auch das mag ich total gerne. Ich hasse es, in Schubladen zu unterteilen, aber ich mag es, […] Charaktere in Klischees zu denken, um die immer wieder aufzubrechen.

Also Farouk spricht die ganze Zeit mit diesem ganzen Gen-Alpha-Slang, wo man sagt: Okay, ist schon fast cringe, weil es genau dieses Klischee erfüllt, und trotzdem sagt er so kluge Sachen die ganze Zeit über, die du aber nur aus einer kindlichen Perspektive, aus einer noch nicht in einem System steckenden Perspektive sagen kannst. Also, dass er Mo sagt: „Ey, wie die Leute Jay sehen, die finden das krass, dass der die Leute da oben angreift, dass der die Macht überhaupt hat“. […] Und erst da macht es ja bei Mo „Klick“ und er merkt: „Okay, wir kämpfen die ganze Zeit gegen den Bösen, weil wir wissen, wer Jay ist, aber wir sind vielleicht in der Geschichte der anderen Leute die Bösen“. Und das schafft Farouk, weil er halt noch diese Naivität hat und noch nicht irgendwie genau in dieses System probiert reinzupassen. Darum mag ich diese ganzen Generationsgeschichten gerne. Auch die Sache mit Mos Eltern, die Influencer-Eltern sind, und mit allen Mitteln versuchen, Aufmerksamkeit zu kriegen, weil die aus einer Generation kommen, wo sie die einfach überhaupt nicht bekommen haben.

D: Du meinst ja gerade selbst, dass du sehr gerne mit Klischees spielst und da du ja so einen diversen Cast hast, die aber alle diesen moralisch-grauen Raum bewegen – hast du da manchmal Angst, aus Versehen in Stereotype zu fallen [und] dass du vielleicht nicht mit den Klischees spielst, sondern sie nur erfüllst?

M: Ich glaube, das ist immer gefährlich und immer eine Sache, wo man sehr kritisch mit sich selbst sein muss und nie zu überzeugt von seiner eigenen Wahrnehmung sein darf. Man muss immer wieder in Gespräche gehen, mit betroffenen Leuten reden. […] 

Zum Beispiel, als ich die Skripte entwickelt habe, hatte ich währenddessen Melissa angerufen (also eine halbchinesische Freundin von mir), sie gefragt, wann kam dein Vater hierher, und ihr Vater war da gerade im Raum. Dann führten wir irgendwie ein Dreiergespräch und haben darüber geredet, wie das da so ist und warum er eigentlich damals nach Deutschland gekommen ist und wie die sozioökonomische Situation damals war […]. Das sind super viele Sachen, die muss man wissen, sonst kann ich das nicht schreiben. So, ich kann nicht nur den Tokenism machen, aber mich nicht darüber hinaus mit den Geschichten von Betroffenen [auseinandersetzen].

Und dann gibt es trotzdem immer wieder Momente, wo ich mir überlege, ist eine Trans Geschichte eine Geschichte, die ich erzählen kann und dann überlegen muss: „Ist es eine Geschichte, die nur betroffene Trans Menschen erzählen können?“ Und dann denke ich mir: „Aber ich wiege auch ab, was meine Reichweite angeht und die der queeren Diversität“. Also wenn ich sage, ich erzähle queere Geschichten, aber ich als ein schwuler Mann immer wieder nur schwule Geschichten reproduziere, [führt das dazu], dass wir dann andere Geschichten nicht sehen. Von daher glaube ich, ist es auch wichtig, mit den Leuten ins Gespräch zu gehen und deren Geschichten mit ihnen zu erzählen und nicht allein aus meiner singulären individuellen Perspektive, so als Draufsicht, sondern ja, praktisch als Zusammenarbeit.

Es ist natürlich auch super gut, dass der Öffentlich-Rechtliche dabei ist, nämlich Funk, dadurch unsere Skripte immer wieder mit abgenommen werden, also dass wir eine Redaktion im Hintergrund haben, wo ich erst alle Skripte hinschicke, bevor wir anfangen, die aufzunehmen und die noch mal wirklich auf Herz und Niere getestet werden. Genau auf solche Sachen, ob mir da irgendwelche Sachen durchgerutscht sind, wo gesagt wird: „Okay, da müssen wir vielleicht nochmal dran.“ Passiert, Gott sei Dank, fast nie, aber es ist trotzdem gut für mich selbst im Kopf zu wissen: Ey, da guckt nochmal jemand mit Expertise und journalistischer Fachkenntnis drauf.

D: Etwas Cooles an den Nebenfiguren ist, dass, auch wenn sie keine zentrale Rolle spielen, sie sich so anfühlen, als hätten sie ein Leben außerhalb der Geschichte. Glaubst du, das kommt davon, weil ihr persönliche Erfahrungen einbezogen habt und teilweise die Charaktere auf echten Menschen basieren?

M: Ich glaube nicht mal, dass es das zwingend ist.
Weil ich viel YouTube mache und mit ganz vielen jungen Leuten zu tun habe, in meinen Kommentaren, in DMs, die ich bekomme und so, merkte ich, dass niemand so die eine Sache ist, […] Ja, sie mögen diese eine Sache, aber sie haben auch darüber hinaus ein Leben. Jeder kommt von irgendwoher. Sobald man in der Großstadt ist, merkt man, die Geschichte von meinem Nachbarn hat gar nichts mit meiner eigenen zu tun. Und ich glaube, sich das bewusst zu machen hilft so sehr, realistische Geschichten zu schreiben und realistische Charaktere zu schreiben, weil niemand ein Klischee lebt. Ja, wir haben super viel gemeinsam alle, aber erfahren das Leben trotzdem ganz anders.

Also all diese Sachen machen diesen ersten Eindruck, den man hat, wenn man eine Person anguckt, völlig zunichte, weil man weiß, ich kann das gar nicht wissen, wenn ich nicht der Person zuhöre, und das war mir eigentlich immer wichtig, so eine Person, also Personen und Charaktere zu erstellen, denen ich zuhören möchte und rausfinden will, was ihre Geschichte ist. Darum war ich super happy, dass wir eine dritte Staffel bekommen haben, weil in der zweiten Staffel gerade Tung, gerade Jamila waren Charaktere, die so schnell und hell geleuchtet haben, dass ich dachte, ich bereue richtig, dass wir nicht die Zeit haben, die mehr auszubauen. Und da habe ich mich sehr gefreut, dass wir das in der dritten Staffel konnten.

D: In den frühen Tagen des „Schreib Mich Ab“-Projekts war es ja ein sehr interaktiver Podcast, also, dass Fans mitentscheiden konnten, was passiert, etc. Wieso habt ihr euch dafür entschieden, in der letzten Staffel diesen Aspekt rauszunehmen?

M: Das hatte tatsächlich wirklich produktionelle Gründe. Und was aus „Schreib Mich Ab“ geworden ist, wenn man sich die erste Staffel anhört, ist die ja so konzeptioniert, als ein Post-Corona-Projekt. Wo wir gesagt haben: „Okay, selbst wenn jetzt eine dritte Welle kommen würde, wären wir darauf vorbereitet, weil wir haben immer nur einen Mainsprecher*in, die immer übers Telefon reden“.

Aber selbst da könnten wir, wenn Henry hier im Tonstudio aufnimmt, könnte Nele ihre Sachen einfach ins Handy aufnehmen, denn der Effekt kommt ja nachher eh rüber. Und es war so ein, wie sagt man, ein Collagen-Projekt gewesen, wo man hier eine Sprachnachricht, dann Radioschnipsel und es war viel kleiner produziert. Staffel zwei hatte auf einmal wirklich diesen Hörspielcharakter, wo wir schon gemerkt haben: „Okay, wir schaffen es nur noch, zwei Folgen am Stück zu schreiben“, dann wieder abzufragen, dann wieder zwei Folgen zu schreiben und wieder abzufragen. In Staffel drei wurde es noch größer [mit dem] riesigen Cast. Wir hatten die Charaktere aus Staffel eins und Staffel zwei, wir hatten neue Charaktere dazu, Zoe und Farouk als Bestandteil, Tung, und Jamila hat eine viel größere Rolle. 

Und dadurch, dass wir so einen engen Zeitplan hatten, aber auch hochkarätige Sprecherinnen – also wirklich überall bei Netflix, in Disney Filmen, in Kinofilmen gebucht sind und so, haben wir es einfach nicht anders umsetzen können […]. Wir haben gemerkt, alle zwei Wochen ist schwierig auszustrahlen, weil die Leute bei einem Hörspiel mehr dranbleiben, wenn es jede Woche da ist. […] Man hat richtig gesehen: „Okay, zum Schluss werden dann die meisten Sachen wieder aufgefangen und wenn die letzte Folge draußen ist, haben die Leute wieder von vorne angefangen zu hören“.

Aber die kleine Gruppe, die wirklich interagiert hat auf Instagram, das waren ein paar hundert. Zugehört haben aber mehrere tausend so, das heißt, es waren so 5%, die überhaupt mit interagiert haben, […] und es verkauft sich zwar gut, wenn du sagst, es ist super interaktiv, aber wenn nachher 95 % der Leute sich das eh nur linear anhören, wenn die Folge nachher draußen ist, dann ist die Idee cool, aber es schadet uns nachher mehr und kostet nachher natürlich viel mehr. Und es war nachher einfach nicht mehr umsetzbar, jede Woche zu schreiben, gerade das Finale, eine 40-Minuten-Folge zu schreiben, aufzunehmen, zu mischen, gerade mit diesem Riesen Cast, wo nachher alle zusammenkommen.
Und darum war es nachher so eine Logiksache, Kosten-Nutzen, wo wir gesagt haben: „Okay, lasst uns lieber eine vernünftige Staffel schreiben, wo wirklich alle Fragen beantwortet sind, als immer wieder jede Woche reagieren zu müssen auf die Abstimmungen, auf die Kommentare, um dann zu gucken, okay, hoffentlich kriegen wir das irgendwie halbwegs zu Ende erzählt“ […].

D: Ja, ich glaube, „Schreib mich ab“ ist in sehr vielen Aspekten ein richtiges Corona-Projekt, auch noch in der dritten Staffel. Einfach wegen diesem Kontrast zu der ersten, wo alles so richtig klein gehalten wird, und jetzt gehen die einfach auf Partys.

M: Sogar das war ein Real-Life-Influence aus der Corona-Zeit, denn wir sind ja immer mit unserem Hund am Sanssouci Park lang gegangen und irgendwann hatten wir in der Corona-Zeit die ganzen unvernünftigen Teenager gesehen, die kein Bock auf Isolation hatten, die dann nachts einfach so in Gruppen in diesen Sanssouci Park reingeklettert sind, um da zu feiern und sich da zu treffen. Das waren natürlich keine fetten Raves mit Boombox. Aber daher kommt tatsächlich die Idee auch noch aus der Corona-Zeit, weil ich dachte: „Ey, das ist abgefahren“.

D: Wenn du daran zurückdenkst, was du dir am Anfang des Projekts vorgestellt hast, denkst du, diese Ziele wurden alle erreicht?

M: Ja, übertroffen würde ich fast sagen.
Es war so, ich habe damals „SMA“ abgegeben bei Funk in einer Mappe, einfach so. Ich habe gesagt: “Ich bin jetzt durch mit meinem letzten Projekt. Hier habt ihr eine Mappe von Ideen” und da drin stand einfach nur interaktiver Hörspiel-Podcast und da stand noch gar nichts groß zur Story oder so. Und das war die einzige Sache, wo ich gedacht habe, so: Ja, da könnte man was draus machen, aber ich habe gar keine Idee was. So und von all den Sachen, die ich angefangen und fertigen Ideen hatte, hat sie ausgerechnet das ausgesucht und dann wurde daraus „SMA“.

Und von daher bin ich ohne Erwartungen rangegangen und dann wurde es dieses kleine Post-Corona-Projekt, weil wir gesagt haben: Okay, wir müssen das umgesetzt bekommen und das ist eigentlich eine coole Sache, ein Hörspiel, wie kann man das cool machen? Viele Leute sitzen zu Hause, konsumieren gerade ganz viel und so können wir schnell viel Content rausbringen, ohne den animieren zu müssen.

Und dann wurde das nachher, wie gesagt, diese krasse Produktion in der dritten Staffel, die für mich alle Ziele und Erwartungen für das Projekt voll übertroffen hat und auch was die dritte Staffel geworden ist, dramaturgisch, ist das eine der besten Sachen, die ich bisher geschrieben habe, weil ich die selber gerne höre und denke: Ich mag die alle, ich mag alle Charaktere voll gern, ich mag die Welt voll gern, […] Wenn auch Leute aus Berlin-Brandenburg kommen, erkennen sie die Orte. Die wissen, wo die Vogelfreiheit, der Skaterpark ist, die wissen, wo der Sanssouci Park ist. Das sind alles Sachen, die sind so greifbar. Das macht es noch cooler, finde ich.

Mir gibt „SMA“ so ein wholesome feeling, obwohl es gar keine wholesome Serie an sich ist, aber irgendwo schon. Irgendwo hat es immer so diesen wahren emotionalen Kern, der immer an das Gute glaubt und dir immer sagt, so bleib auf dem richtigen Pfad. Und das sind Sachen, die, wie du sagst, sich im Graubereich bewegen, aber trotzdem eine klare Haltung haben und das sind Sachen, zu denen ich gerne stehe.

D: Gab es alternative Enden oder womöglich sogar Ideen, die ziemlich weit kamen, aber aus irgendeinem Grund rausgenommen wurden?

M: Wir hatten tatsächlich ganz am Anfang die Idee, zwei Enden zu produzieren und das als interaktives Element zu lassen und die Zuhörerinnen entscheiden zu lassen, welches Ende wir nachher ausstrahlen. Im Endeffekt ist es daran gescheitert, dass ich einfach zu lange geschrieben habe, da es einfach eine komplexe Geschichte mit vielen offenen Fragen war, dass es für mich eigentlich nur eine zufriedenstellende Lösung gab und die ist ja so semi-eindeutig. Sie ist eindeutig genug, aber offen genug, dass sie, glaube ich, niemanden anpisst, weißt du?

Man hat zwar einen Abschluss damit, aber man hat auch noch die Hoffnung für die, sie leben alle ihre Leben weiter und da könnte noch was kommen. Aber nicht so, dass man sagt, okay, es ist jetzt so, die Tür geht auf und man hört Jay böse lachen, so weißt du, das wäre mir irgendwie zu plakativ. Aber es ist so in der Art, wie der Kommissar Fragen stellt, in der Art, wie es auseinander geht, in der Art, wie sie Witze drüber machen und wie sich nachher unsere Hauptcharaktere aus der Staffel verabschieden.

D: Verstehe ich. Dennoch muss ich jetzt fragen: Besteht die Möglichkeit für einen Director’s Cut?

[Beide lachen.]

M: Nein. Ich glaube, ich habe immer das Gefühl, wenn ich auf so ein großes Projekt gehe, ich habe noch nicht abgeschlossen mit der Welt, ich habe nicht abgeschlossen mit den Charakteren. Für mich sind die jetzt alle real und existieren da. […] Ich hätte richtig Bock, diese Ideen auszubauen. Aber wir haben uns von vornherein gesagt, [dass] wir kein “Pretty Little Liars” werden wollen. Wir wollen keine sieben, acht Staffeln machen, und jetzt ist Leviathan der, war es wirklich Leviathan? Nein, irgendwann wird es lächerlich.

Das ist der erste Teil des Interviews. Falls du mehr zu den Bösewichten der Geschichte wissen willst, findest du den Link zu der zweiten Hälfte hier: Interview mit dem Creator von Schreib Mich Ab: „Die Schule ist wie ein Mini-Modell der Gesellschaft“ – JuMa22

Autor:in

  • Deena

    Auf JUMA22 will ich unsere Leserinnen informieren, unterhalten und dazu animieren, meine Lieblingsfilme zu schauen.

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