„Das unheimliche Labor“, oder wie es im Original heißt „Bleib aus dem Keller!“, ist der zweite Band der Kinderbuchserie „Gänsehaut“ von dem Horrorautor R.L. Stine. Später wurde die Geschichte auch in eine Folge für die Serie „Gänsehaut“ adaptiert.
Die Episode folgt der Protagonistin Margaret und ihrem kleinen Bruder Casey. Während ihre Mutter aufgrund eines familiären Notfalls auf Reisen ist, sind die zwei Geschwister allein zuhause mit ihrem Vater. Ihr Vater hört auch auf den Namen Dr. Brewer und ist ein erfolgreicher Wissenschaftler. Doch seit einer Weile verhält er sich sehr sonderbar. Er isst Pflanzennahrung, lässt sich grüne Blätter aus dem Kopf wachsen und sperrt sich stundenlang im Keller ein, wo sein Labor ist. Nach weiteren schaurigen Ereignissen bricht Margaret in den Keller ein und findet dort ihren wahren Vater, der dort von dem falschen Vater tagelang festgehalten wurde. Der wahre Dr. Brewer erklärt seiner Tochter, dass der falsche Vater ein Pflanzenmonster ist, das er im Labor erschaffen hat. Daraufhin befreit Margaret ihren echten Vater und besiegt den Doppelgänger. Im Buch zerhackt sie ihn mit einer Axt, aber in der Serie sprüht sie ihn mit Pflanzengift ein. Am Ende der Geschichte verbrennt Dr. Brewer die verbleibenden Mutanten-Pflanzen in seinem Labor und schwört, nie wieder solche Experimente durchzuführen. Doch dann flüstert eine Blume Margaret zu, dass sie Margarets echter Vater sei, was offenlässt, ob der Schrecken wirklich vorbei ist.
Die Geschichte baut einige schaurige Konzepte auf, ohne ihre junge Zielgruppe zu vergraulen. Das schafft der Autor unter anderem, in dem er graphischen Content vermeidet. Zum Beispiel fließt eine große Menge von einer grünen Substanz aus seinen Adern, als sich der gefälschte Vater schneidet. Aber als sich der wahre Vater schneidet, sieht man sehr wenig von seinem (roten) Blut. Somit bleibt die Folge geradeso noch innerhalb der Richtlinien des Kinderfernsehens. Ein weiteres Beispiel wäre die Funktion der Bruderfigur in der Handlung, die eigenhändig die Geschichte davor rettet, ein Psychothriller zu werden.
Die Mutterfigur ist nicht vor Ort, um die merkwürdigen Machenschaften ihres Ehemannes zu sehen und nimmt die Ängste ihrer Tochter daher nicht ernst. Währenddessen ist ihr „Vater“ derjenige, der die seltsamen Dinge tut, die Margaret so Angst machen. Darüber hinaus streitet er es auch ab, diese merkwürdigen Dinge jemals getan zu haben, als ihn seine Tochter darauf anspricht. Das ist sehr manipulativ, da er Dinge leugnet, von denen er weiß, dass sie wahr sind. In der Psychologie wird diese Taktik auch „Gaslighting“ genannt. Wenn Margaret ein Einzelkind wäre, würde das wahrscheinlich dazu führen, dass sie ihre Wahrnehmung der Realität in Frage stellte. Aber glücklicherweise ist das nicht der Fall. Ihr kleiner Bruder steht ihr die ganze Zeit zur Seite. Casey bestätigt die Dinge, die seine Schwester sieht und beobachtet die Ereignisse wie sie es tut: Nämlich durch die Perspektive eines verängstigten Kindes.
Geschwister zu haben garantiert nicht, dass man als Kind immer einen besten Freund hat, der für einen einsteht. Aber was es garantiert, ist, dass man mit einem Zeugen seiner Lebensrealität aufwächst.
Diese Dynamik existiert natürlich nicht nur unter Geschwistern. Kindheitsfreunde pflegen sehr oft eine ähnliche Liebe, wie es Geschwister tun. Das sieht man auch in anderen Horrorgeschichten, in denen solche Beziehungen zwischen Kindern eine zentrale Rolle spielen. Ein klassisches, fiktives Beispiel dafür wäre „Die Drei Fragezeichen“, dessen Protagonisten eine sehr brüderliche Beziehung zueinander haben. Eine brüderliche Beziehung, die man so auch in einem Band von „Gänsehaut“ finden könnte.
Viele Menschen sehen die Geschwisterfiguren in „Gänsehaut“ als nichts Weiteres als Teil eines Konzepts. Aber „Das unheimliche Labor“ zeigt mehr als jeder andere Band, dass es ein Werkzeug ist, das R.L. Stine verwendet, um seine Geschichten familienfreundlich zu halten. Denn jeder Schrecken ist zu verkraften, wenn man eine geliebte Person dabeihat.
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Auf JUMA22 will ich unsere Leserinnen informieren, unterhalten und dazu animieren, meine Lieblingsfilme zu schauen.
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