Achtung – horizonterweiternd!
Die Jugend muss gefördert werden, denn die Zukunft liegt in ihrer Hand – das ist die Überzeugung der Young Leaders GmbH. Mit ihrem vielfältigen Angebot an Workshops und Akademien im In- und Ausland, rund um die Themen Nachhaltigkeit, Wirtschaft und Philosophie, ermöglicht Young Leaders nicht nur die Bildung junger Multiplikatoren, sondern auch Vernetzung und Freundschaft.
Zaynab Ghamel (16) hatte die Möglichkeit, an der 81. Young Leaders Akademie in Paderborn teilzunehmen. „Ich hatte die Ehre, ein Interview mit Dr. Sigrid Evelyn Nikutta, Vorstandsvorsitzende der DB Cargo und Referentin der Akademie, über die Zukunft des Schienengüterverkehrs zu führen.“
“Güter gehören auf die Schiene!”, das ist das Motto der DB Cargo AG. Als führendes Logistikunternehmen Europas, hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, den Güterverkehr klimaneutral zu gestalten. Vorstandsvorsitzende der DB Cargo, Dr. Sigrid Evelyn Nikutta, nimmt in einem Interview Stellung:
Die Welt ist so vernetzt wie noch nie zuvor. Diese Entwicklung zeigt sich vor allem an der Logistik: Was wir heute aus dem Ausland bestellen, steht bereits morgen vor der Haustür. Allein in Deutschland fahren hierfür täglich rund 1,3 Millionen LKWs auf der Autobahn. Zwar haben diese in den vergangenen Jahren ihre Vorteilhaftigkeit bewiesen, klar ist aber auch, dass dieselbetriebene LKWs die Umwelt belasten. Rund 23 % der globalen CO₂-Emissionen werden allein durch den Transportverkehr verursacht.
Die Lösung: Der Schienengüterverkehr. Denn obwohl die Schiene bereits vor 200 Jahren erfunden wurde, gilt sie bis heute als das effektivste Mittel, um Güter und Personen zu transportieren. “Man braucht am wenigsten Energie, wenn man Stahl auf Stahl fahren lässt. Und wenn der Strom dann noch aus erneuerbaren Energien gewonnen wird, dann ist der Zug sogar CO₂-neutral!”, so Dr. Nikutta.
Nach Angaben der DB Cargo werden bereits 95 % der Güterzüge elektrisch betrieben. Zum größten Teil speist sich der Energieverbrauch jedoch aus fossilen Energiequellen. Hier wird ein Wechsel hin zu erneuerbaren Energien, „grünem Strom“, angestrebt. Wo dies nicht möglich ist, soll Biodiesel eingesetzt werden.
Energieeffizienter und platzsparender – aber ist auf die DB Cargo denn Verlass?
Ruhm erlangt die Deutsche Bahn eben nicht nur durch ihre Präsenz im Land, sondern besonders durch ihre Absenz. Technische Probleme und Verspätungen sind auch bei Güterzügen keine Seltenheit.
Grund ist der Ausbau von Schienen und Oberleitungen. Mit rund 4200 Zugangspunkten in Europa für das Netzwerk Schiene schafft es das Logistikunternehmen DB Cargo zwar 3600 Züge am Tag fahren zu lassen, trotzdem ist eine höhere Kapazität des Schienenverkehrs gefordert, wenn Güter in Zukunft ausschließlich auf Schienen transportiert werden sollen.
Dr. Nikutta: “Wir haben keine Zeit dafür, die Gleise erst 10 Jahre zu sanieren und dann auf die Schiene umzusteigen – wenn wir etwas ändern wollen, muss das gleichzeitig geschehen! Und wenn man baut, dann führt das leider erstmal nicht zu mehr Zügen, sondern zu weniger.”
Die Schieneninfrastruktur sei schlicht noch zu alt und störanfällig. Baustellen auf der Strecke sowie Umleitungen und die damit einhergehenden Verspätungen seien also unvermeidlich, sagt die Vorstandsvorsitzende. Wenn, wie im Koalitionsvertrag festgeschrieben, bis 2030 25 % des Güterverkehrs auf die Schiene sollen, muss das Netz erweitert und ausgebaut werden.
Das ist Aufgabe der Bundesregierung
Doch welche Rolle spielt die Bundesregierung, wenn es darauf ankommt, den Gütertransport klimafreundlich zu gestalten? Dr. Nikutta betont: “Es müssen Rahmenbedingungen für einen fairen Wettbewerb festgelegt werden – denn lange kostete Klimaverschmutzung einfach gar nichts.” Während die Deutsche Bahn also für den Ausbau des CO₂-neutralen Schienenverkehrs zahlt, sparen dieselbetriebene LKWs Geld, denn Diesel ist trotz seiner umweltschädlichen Eigenschaften günstiger.
Klimaverschmutzung soll kosten – und der LKW-Transport dadurch teurer werden. Sind diese Bedingungen gegeben, so wird deutlich, dass das umweltfreundlichste Verkehrsmittel auch das kostengünstigste und effektivste sei, so die Vorstandsvorsitzende.
Aber es funktioniert!
Trotz zahlreicher Hindernisse, vor denen die DB Cargo steht, kann sie bereits jetzt Erfolge nachweisen. Im Rahmen ihrer Zusammenarbeit mit der Deutschen Post DHL werden wöchentlich 3 Millionen Pakete auf der Schiene verschickt.
Auch beim Batterietransport im Bereich der Elektromobilindustrie spielt das Logistikunternehmen eine Schlüsselrolle. Die DB Cargo transportiert die sensiblen Batterien der Modelle EQE und EQS CO₂-neutral vom Mercedes-Benz-Werk Hedelfingen in Stuttgart über 650 km nach Bremen ans Band des Bremer Mercedes-Benz-Werks.
„Das sind zwei dieser Beispiele an denen wir wunderbar zeigen können: es funktioniert!“, betont Dr. Nikutta.
Der nachhaltige Schienengüterverkehr ist ein wichtiger Ansatz für eine klimaneutrale Zukunft. Klar ist aber auch, dass die ausschließliche Nutzung von Zügen nicht möglich ist:
Ein Zug kann nur dort fahren wo auch Gleise liegen und ein spontane Lieferanfrage kann auch nicht ohne weiteres bearbeitet werden. Neben der ausbaufähigen Infrastruktur weisen Züge somit auch eine geringe zeitliche und örtliche Flexibilität auf. Auch die Tür-zu-Tür Lieferungen fallen bei Zügen aus.
Die Vorteilhaftigkeit von LKWs kann in dieser Debatte nicht geleugnet werden. Ihre Schlüsselrolle im Gütertransport müssen sie jedoch durch alternative Treibstoffe, wie E-Fuels und Biodiesel klimafreundlicher erfüllen.
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